Gedankensplitter aus Plädoyers und Schriftsätzen
Sagen Sie die Wahrheit, alles andere hat Ihr Anwalt schon gesagt.
Die Staatsanwaltschaft wirft meinem Mandanten eine besonders raffinierte Vorgehensweise vor. Sie macht dabei einen klassischen Denkfehler: Wir halten Füchse ja nur deswegen für so schlau, weil wir ihnen die Schlichtheit der Hühner als eigene Leistung zurechnen.
Ach, wie hilflos ist eine unglaubwürdige Wahrheit im Kampf gegen eine plausible Lüge?
Es lässt sich die Wahrheit nicht durch die Strafprozessordnung dividieren ohne dass ein unteilbarer Rest verbleibt.
Es gibt Menschen, die verwechseln den Umstand, nicht angeklagt worden zu sein, mit ihrer Unschuld.
Deutlich erstrebenswerter als ein Freispruch ist die Vermeidung einer Anklage!
Odysseus war ein alter Fuchs.
Füchse haben vier Beine.
Ergo hatte Odysseus vier Beine!
Anwalt: Wenig Sein, viel Schein, aber noch mehr Schwein.
Anwalt: Die Guten sind nicht so gut wie wir meinen.Die Schlechten sind nicht so schlecht wie wir meinen.Und der Abstand dazwischen nicht so groß wie wir meinen.
Die Beweisaufnahme ist an dem Herrn Staatsanwalt abgeperlt wie das Wasser am Gefieder einer Flugente.
Verteidiger mit Blick auf den Angeklagten: Gut!Mit Blick auf den Staatsanwalt: Bös!Mit Blick auf den Richter: Gerecht!
Als „gesund“ bezeichnen wir einen Patienten, der nicht gründlich genug untersucht wurde.Als „unschuldig“ gilt, bei wem nicht gründlich genug durchsucht wurde.
Hohes Gericht!Darf ich in meinem nachfolgenden Plädoyer der Wahrheit den Vorzug vor der Höflichkeit geben?
Genauso wenig wie jemand unschuldig ist, nur weil er freigesprochen wurde,ist jemand auch nur deswegen schuldig, weil er verurteilt wurde.
Mit der Gerechtigkeit ist es wie mit dem Kompass und dem Nordpol:Man kann sich mit einem Kompass gut orientieren, auch wenn man weiß, dass er nicht exakt nach Norden zeigt.